Vom Überleben als männliche Lesbe im kapitalistischen Feminat

Was mich immer wieder verwundert, ist die scharfe Ablehnung kommunistischer Ideen durch emanzipatorisch eingestellte Männer in allen Strömungen des Maskulismus. Es gibt für Maskulisten einige vernünftige Gründe, die Marxsche Theorie zu übernehmen und sich im Klassenkampf für den Kommunismus zu engagieren:

Die Parallelen zwischen der elenden Lage der ausgebeuteten Klasse, dem Proletariat, und den Männern in dieser kapitalistischen Gesellschaft liegen auf der Hand. Die Annahme, dass eine Analyse und Kritik der kapitalistischen Ausbeutung auch zur Analyse und Kritik der Ausbeutung durch das Feminat beitragen kann, ist naheliegend.

Des Weiteren wäre eine Unterminierung der Diktatur des Feminats, ohne die Unterdrückung durch das Kapital anzutasten, kaum zu realisieren, da Kapital und Feminat verschränkt sind. Das Kapital ist auf das Feminat angewiesen und umgekehrt. Das Feminat wird sich nicht beseitigen lassen, ohne dass man das Kapital beseitigt.

Darüber hinaus ist am Kapitalismus nichts erhaltenswert. Gelänge es tatsächlich, einen Kapitalismus ohne Feminat zu erringen, wäre absolut nichts gewonnen. Dass Maskulisten trotzdem bestenfalls für eine Gleichberechtigung eintreten, auch die vermeintlich linken wie Arne Hoffmann, offenbart, dass der Maskulismus an demselben Logikproblem wie der Feminismus krankt und derzeit nur ein Sexismus mit umgekehrtem Vorzeichen ist. Das Elend würde nicht reduziert, es würde nur neu auf die Geschlechter verteilt. Die Zusammensetzung der Opfer von Kapital und Feminat würde sich ändern. Warum es überhaupt Elend und Opfer braucht, verschweigt der Maskulismus. Er ist in dem Punkt nicht weniger heuchlerisch und menschenverachtend als der Feminismus, dem es auch nicht um das Wohl von Menschen geht, sondern um den Vorteil der Frauen zulasten der Männer. Warum beendet der Maskulismus nicht endlich den Geschlechterkampf, indem er die Ursache der Ausbeutung, das kapitalistische System, bekämpft? Warum schürt der Maskulismus Feindseligkeit unter den Geknechteten, anstatt die staatlichen und kapitalistischen Strukturen niederzuringen, die die Mehrheit der Menschen ins Elend zwingen?

Erschreckend ist, dass es sogar sog. Libertäre („Anarcho-Kapitalisten“ wäre treffender) in der Männerbewegung gibt, die ihre eigene kapitalistische Ausbeutung mittels religiöser Lehren ahnungsloser Dummschwätzer und Einpeitscher des Kapitals (von Mises, Hayek, …) glorifizieren. Viele Maskulisten sind so von dieser Ideologie des Neoliberalismus, die im Wesentlichen mit der herrschenden Ideologie übereinstimmt, verblendet, dass sie sich ein Leben jenseits der Ausbeutergesellschaft nicht vorstellen können und die Freiheit des Kapitals, Menschen auszubeuten, mit individueller Freiheit verwechseln.

Maskulisten sind mehrheitlich rechts, aber anders als feministische Hetzer wie Kemper und Co. vermuten. Man braucht auch keine Nazivergleiche bemühen, um Nationalismus als ideologischen Unsinn zu entlarven. Auf die Feinheiten, die die Nazi-Ideologie vom nationalen Bewusstsein des treudoofen Staatsbürgers trennen, kommt es nicht an. Bescheuert ist Nationalismus in allen Spielarten. Mit ihrem Nationalismus schaden Maskulisten in erster Linie ihrem Anliegen, der Befreiung der Männer. Auch in diesem Punkt scheinen sich Maskulisten einen Unbeliebtheitswettbewerb mit Feministinnen liefern zu wollen. Die richtige Antwort auf den regierenden Femifaschismus ist nicht Nationalismus von Männern. Vielmehr gilt es, die Nation als für Proletarier vorgesehener ideeller Bezugsrahmen, wenn es um erlaubte Lebensziele – sich im imperialistischen Krieg oder im Klassenkampf im Betrieb verheizen zu lassen – geht, zu zersetzen. Im Zug der kommunistischen Umgestaltung der Ökonomie wird der Staat, die Interessenvertretung und Gewaltorganisation des Kapitals, ohnehin absterben.

Das wichtigste Argument für eine kommunistische Ausrichtung von Männern, die sich ihrer Unterdrückung bewusst geworden sind und sich aus ihr befreien wollen, ist ein epistemologisches: Wenn man sich mit einem Gegenstand befasst, ist es vorteilhaft, von der adäquatesten Theorie darüber auszugehen. Mit Ideologien, die zu glauben vielleicht bequem sein mag und Tradition hat, übernimmt man falsche Überzeugungen und gelangt zu falschen Schlüssen. Mit dem Glauben an Ideologien enthält man sich selbst Erkenntnisse vor und sabotiert weitere Erkenntnisprozesse. Nur eine wissenschaftliche Theorie – im Fall der kapitalistischen Gesellschaft also die einzige wahre und vollständigste Theorie, die Marxsche Theorie, – kann eine rationale Basis für den Umgang mit dem untersuchten Gegenstand bilden. Wer falsche Vorstellungen über den Kapitalismus hegt, wird nicht verstehen, warum er notwendigerweise ausbeuterisch ist, und wird keine Gründe und Mittel wissen, ihn abzuschaffen.

Kommentare zu: "Die Männerbewegung kann nur Erfolg haben, wenn sie kommunistisch wird" (4)

  1. […] habe einst begründet, warum ein ernst gemeinter Maskulismus nur durch eine kommunistische Revolution seine Ziele […]

  2. […] in die Dienstbarkeit für Frauen gedrängt werden? Eine Antwort ist bekannt: Indem Männer in einer kommunistischen Revolution jegliche Ausbeutung beseitigen und den Staat obsolet machen. Leider befasst sich Smith mit solchen […]

  3. Mein „Gefällt mir“ bezieht sich ausdrücklich nicht auf die linkssektiererische Haltung, daß nationales Bewußtsein „bescheuert“ ist und bedeutet, sich positiv mit dem bürgerlichen Staat zu identifizieren. Das Wohlergehen der Nation im Auge zu haben – wie auch in erster Linie der eigenen Familie -, steht nicht im Widerspruch zu sozialistischem Wollen, erst recht nicht in Zeiten fortschreitender Globalisierung, ganz im Gegenteil. Einige Beiträge auf meinem Blog belegen diese Feststellung. So ist der nationale Nihilismus neben dem Feminismus eine wesentliche Degenerationserscheinung der linken Bewegung zur Freude des Kapitals, was dazu führte, daß sie in immer stärkenden Ausmaß zur Sekte wird.

    http://detlefnolde.wordpress.com/2009/10/04/ernst-thaelmann-nationale-frage/

  4. Hartmut schrieb:

    Starker Beitrag, ohne Zweifel. Danke.

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